Reisebericht aus dem Sanella-Album Afrika |
|||||
========================================= |
|||||
|
BEI DEN BENIA.BONGO Das Kongogebiet war dicht mit Pygmäenstämmen besiedelt. Trotz ihrer Zwergenverwandtschaft zeigten sie verschiedene Merkmale, Sitten und Gebräuche, welche durch Völker- und Stammesvermischungen im Laufe der Jahrhunderte entstanden sein mögen. Die Pygmäen sind Wildbeuter, das heißt Jäger. Wer das Glück hat, sie bei der Jagd zu beobachten, oder sogar mit ihnen zu jagen, wird eindrucksvolle Erlebnisse haben. Als wir auf die Benia=Bongo stießen, unterschied sich der Empfang bei diesen nicht viel von dem bei anderen Stämmen. Wie gewohnt, trafen wir erst auf Ablehnung, dann folgte die Geschenkübergabe, und nachher war das Verhältnis derart, daß wir ihr Leben und Treiben beobachten und auch daran teilnehmen konnten. So kam es, daß wir auch einmal bei einer der üblichen Besprechungen der Dorfältesten zugegen sein durften. Bei diesen Zusammenkünften werden ähnlich wie bei unseren Gemeindesitzungen oder Parlamenten die Fragen des Tages besprochen. |
.
Wir saßen inmitten der Männer, die durch ihr Alter und ihre Erfahrungen besonders geachtet waren, und deren Stimme Gewicht besaß. Sie verfügten über eine erstaunliche Redegewandtheit. Bei dem stundenlangen Palaver schlürften sie mit langen Röhren Mimbo, das ist Palmwein. Mr. Brand, der sich schon vorher dem Studium der afrikanischen Sprachen gewidmet hatte, konnte den Verhandlungen recht gut folgen. Mir aber blieben die vielen Sprachen und Dialekte Afrikas ein Wirrsal von unverständlichen Lauten. Um so interessanter war es für mich, den Sinn der endlosen Debatten aus dem Tonfall und dem Gebärdenspiel zu erraten. Die Eingeborenen haben eine sehr klangreiche Sprache, und ihr ausdrucksvolles Mienenspiel wird durch temperamentvolle Bewegungen der Arme und Beine unterstrichen. Bei einiger Aufmerksamkeit ist eine Deutung absolut möglich. Solche kleinen Beobachtungen am Rande der Geschehnisse hatte mir schon immer Spaß gemacht. CHUI-DER LEOPARD Besonders fiel mir das Wort "Chui" auf, das immer wieder genannt wurde und starkes Interesse bei allen Beteiligten hervorrief. In diesem Falle kam ich allerdings nicht so schnell dahinter, und erst Mr. Brand erklärte mir, daß mit "Chui" ein Leopard gemeint war, der in letzter Zeit durch dreiste Überfälle das Dorf beunruhigt hatte. Im Rat der Alten wurde daher der Beschluß gefaßt, den Burschen zu erlegen. Ich war sofort Feuer und Flamme, als ich hörte, daß wir zu dieser Jagd eingeladen waren. |
|
.
Der Chui, den es zu erlegen galt, schien ein besonders freches Exemplar seiner Gattung zu sein. Die Eingeborenen berichteten, daß er wiederholt aufgetaucht war, seine Opfer schlug und damit so schnell das Weite suchte, daß es oft wie ein Spuk wirkte. Am nächsten Morgen zogen wir mit unseren flinken naturhaften Jägern los. Viele Jagden hatte ich schon während meiner Afrikareise erlebt, aber bei keiner war wohl das Ausmachen und Anpirschen so schwierig wie hier |
.
|
||||||||||||
|
|
|||||||||||
|
||||||||||||
|